Für jede Gemeinde ist es eine Freude, wenn eine Priesterberufung aus ihr hervorgeht. P. Sebastian Schnippenkötter gibt in den folgenden Zeilen eindrucksvoll Zeugnis, wie ihn St. Thomas Morus in Mexiko-Stadt geprägt hat und dazu beitrug, dass er dem Ruf Gottes antworten konnte. Lesen Sie selbst.
Liebe katholische Gemeinde deutscher Sprache in Mexiko,
ich möchte mich ganz herzlich für die Einladung zur Feier des 50. Jahrestages der Weihe unserer Kirche Sankt Thomas Morus am kommenden Sonntag, den 8. März 2020 bedanken. Leider kann ich leibhaft nicht anwesend sein, aber ich tu es ganz gerne und herzlich im Geist und im Gebet.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir von der Kirche Sankt Sebastian in Chimalistac, wo ich die Sakramente der christlichen Initiation (Taufe, Firmung und [Erst-]Kommunion) empfing und wo ich als Messdiener Sonntags bei der Hl. Messe mithelfen durfte, zur neuen Sankt Thomas Morus Kirche umzogen. Dort war ich als Messdiener weiterhin tätig und durfte auch als Lektor mitwirken, bis ich 1980 ins Priesterseminar der Erzdiözese Mexikos eintrat, um der Priesterberufung, die ich spürte, zu folgen und die entsprechende Ausbildung zu beginnen. Als ich mir damals vor dem Eintritt ins Seminar Gedanken über die Priesterberufung machte, war mir der Rat sowohl von Pfarrer Havers wie von Pfarrer Fittkau sehr wertvoll. Pfarrer Havers hat mir auch all die Ansprachen von Johannes Paul II. auf seiner Mexikoreise 1979 für meine persönliche Lektüre geschenkt.
Nach den philosophischen Studien und ein Jahr pastorales Praktikum in Südamerika habe ich dann in Barcelona, Spanien, die theologischen Studien absolviert. Nach weiteren Fortbildungskursen und seelsorgliche Praxis in der Katechese und christliche Ausbildung von Kinder und Jugendlichen bin ich dann 1993 in Barquisimeto, Venezuela, zum Priester geweiht worden. Der damalige Erzbischof dieser Ortskirche hatte den Priesterverein, dem ich zugehöre, die in Spanien zum Leben gerufene Fraternidad Sacerdotal San Juan de Ávila, auf diözesaner Ebene anerkannt. Mittlerweile ist er vom Heiligen Stuhl als internationaler Verein anerkannt worden und hat das Ziel, den Diözesan- oder Weltpriestern in ihrem Leben und ihrer Aufgabe beizustehen, denn Communio in der Kirche ist etwas Wesentliches, was wir auch im alltäglichen Leben und in den alltäglichen Gegebenheiten zu spüren und zu leben brauchen; nicht nur, um in der Einsamkeit nicht unterzugehen, sondern vor allem, um unser Bestes der Kirche und allen Menschen mit Überzeugung anbieten zu können, und das ist Jesus Christus, unser Herr.
Nach der Weihe folgten einige Jahre priesterliches Wirken in Spanien. Zur Ausbildung von Kindern und Jugendlichen kam noch die Begleitung von Ehepaaren und Familien hinzu. Es kamen dann einige Jahre in Rom, wo ich Mitbrüder von unserem Verein, die von ihren jeweiligen Bischöfen zur Fortbildung an den Päpstlichen Universitäten geschickt wurden, beistehen konnte. Und nun bin ich in Köln, wo ich mich im Edith-Stein-Archiv im Kölner Karmel mit Edith Steins Leben und Werk befasse und halbzeitlich als Priesterhilfe in den Gemeinden von Hürth tätig bin.
In all diesen Jahren ist mir oft in den Sinn gekommen, dass ich eigentlich sehr vieles der „Deutschen Gemeinde“ in Mexiko zu verdanken habe. Damals konnte ich das alles gar nicht richtig wertschätzen: der Religionsunterricht – so nannten wir damals die Katechese – und die Vorbereitung zur Ersten Kommunion, zur ersten Beichte und zur Firmung; die Kindersonntage am ersten Sonntag des Monats mit den Opfergaben für die armen Kinder; die Predigten, nicht nur von Pfr. Havers und Pfr. Fittkau, sondern auch von Rektor Gross und Rektor Gentges, wie wir sie damals nannten, und etwas später, und teilweise auch gleichzeitig, von Pfarrer Aigner, haben ohne Zweifel ihre Spur in meinem Inneren hinterlassen. Ich kann z.B. den tiefen Eindruck nie vergessen, den die Predigt über dem Hl. Maximilian Kolbe am Tage seiner Seligsprechung in Rom durch Paul VI. in mir machte. Das war im Oktober 1971, kurz nach der Weihe der Sankt Thomas Morus Kirche. Auch das Leben des Thomas Morus, was uns damals erzählt wurde, ist ein Begriff in meiner Nachfolge des Herrn geblieben. Der Nikolausbesuch am 6. Dezember und die Krippenspiele zu Weihnachten, die wir nach der Veranstaltung in der Krypta der Kirche auch dann manchmal im Altenheim in Tepepan vortrugen, und ihre Vorbereitung waren für uns besondere Highlights. Ebenso die Veranstaltungen der kleinen Jugendgruppe, die Pater Martens SJ, der oft auch im Beichtstuhl bereitwillig war, betreute, sind noch lebendig. Vor allem aber werde ich mir immer bewusster, wie wichtig und wie vieles der allsonntägliche Gottesdienst in meinem Leben und Inneren gewirkt hat und weiterhin wirkt. Für mich ist die Liturgie, die ich in Sankt Sebastian und in Sankt Thomas erlebt habe, ein wichtiger innerer Halt für meinem Leben. Ja, ich würde sagen, dass sie meine liturgische Grundbildung darstellt, die sowohl Wurzel wie Anhaltspunkt für alles was später hinzukam, geblieben ist. Die grossen Festen des Kirchenjahres, Ostern, Weihnachten, Pfingsten in Sankt Thomas sind in mir tief eingeprägt. Jetzt, wo ich in Deutschland wieder mit der wunderschönen liturgischen Orgelmusik selbst Gottesdienst feiere, taucht was ich in der Deutschen Gemeinde in Mexiko erlebt habe, wieder lebendig auf.
Es wäre noch viel mehr zu sagen, aber das möge als Kost reichen, um nachzuvollziehen, wie viel wir „unserer Gemeinde“ zu verdanken haben. Eigentlich werden wir nur im Himmel den vollen Sinn und den vollen Umfang erkennen und betrachten, was sie uns für unser ewiges Leben und Glück alles mitgegeben hat. Vergelt’s Gott.
Zum Schluss wünsche ich noch allen ein schönes Jubiläumsfest und Gottes Segen für ihren Leben. Möge unser Herrgott uns alle helfen, glücklich und in Frieden durch den Beistand der Gottesmutter Maria unser Ziel durch Ihn, mit Ihm und in Ihm zu erreichen.
Herzliche Grüsse auch an Pfarrer Miguel Ángel Ramírez und an Ludwig Johannsen, an den ich mich gut erinnere.
P. Sebastian Schnippenkoetter
Lesen sie hier ein Interview mit P. Sebastian Schnippenkötter:
