aus Neue Westfälische Zeitung /
Neue Heimat: Sofia Lopez Dammann aus Mexiko möchte in Warburg das echte Deutschland kennen lernen. Ihr Urgroßvater wurde in Hamburg geboren.
„Warburg ist so schön ruhig und die Leute auf der Straße grüßen immer“, sagt Sofia Lopez Dammann. Die Mexikanerin ist erst seit Anfang September in der Hansestadt. Für ein Jahr lebt sie als Au-pair-Mädchen bei einer Familie mit zwei Söhnen im Alter von sechs und sieben Jahren. Wenn die beiden nicht in der Schule sind, geht sie mit ihnen auf Entdeckungstour durch ihre neue Heimatstadt. Sie waren bereits auf der Burg, haben die Kanone bewundert und den Ausblick genossen. Als Großstädterin gefallen ihr besonders die vielen Fachwerkhäuser. Bisher habe sie gemerkt, dass die Warburger viel ruhiger zu sein scheinen, als die Mexikaner: „Die Menschen hetzen nicht so über die Straßen und halten sich an die Verkehrsregeln.“
Von klein auf hat sie Geschichten aus Deutschland gehört. Ihr Urgroßvater mütterlicherseits wurde in Hamburg geboren. So wuchs in ihr der Wunsch, das knapp 10.000 Kilometer entfernte Land selber zu besuchen.
»Großstädte sind überall auf der Welt gleich«
„Ich wollte nicht in eine Großstadt“, erklärt sie, warum ihre Wahl auf die ostwestfälische Kleinstadt Warburg fiel. „Die sind überall auf der Welt gleich und man lernt immer nur Leute kennen, die die eigene Sprache sprechen. Ich wollte das echte Deutschland kennenlernen und mit den Menschen Deutsch sprechen.“
Die Entfernung zu ihrer Familie sei für sie kein Problem. Sie zog schon mit 18 Jahren für das Studium von ihrer Heimatstadt Oaxaca weg. Zurzeit sorgt sie sich aber um ihre Familie daheim. Das schwere Erdbeben Anfang des Monats forderte in ihrem Heimatstaat die meisten Opfer in Mexiko. „Meiner Familie geht es gut“, sagt sie erleichtert. Ihr Bruder helfe jetzt mit Essen und Medizin so gut er könne.
Die 25-Jährige fühlt sich in ihrer Gastfamilie schon sehr wohl: „Die zwei Jungs versuchen mir immer Deutsch beizubringen. Wenn sie dann sehen, dass ich das Wort nicht verstehe, nehmen sie mich an die Hand und zeigen mir, was sie meinen.“
Am Goethe-Institut in Mexiko-Stadt hat sie schon seit Anfang des Jahres an ihren Deutschkenntnissen gearbeitet. „In der Stadt wollen viele Deutsch lernen, da sie Medizin oder Physik studieren und in Deutschland arbeiten möchten“, sagt sie. Das sei zwar nicht so gut für Mexiko, die Zukunftsaussichten für den Einzelnen seien aber in Deutschland einfach besser.
Lopez Dammann hat selber einen Bachelorabschluss in International Business. Damit hofft sie nach ihrem Au-pair-Jahr in Deutschland mit einem Arbeitsvisum bleiben und im Logistik-Bereich arbeiten zu können.