Liebe Brüder und Schwestern der deutschsprachigen Gemeinde in Mexiko!
Jedes Jahr aufs Neue läßt uns die Karwoche einen vertieften Einblick in die letzten Tage Jesu vor seinem Opfertod am Kreuz gewinnen. Vom Jubel der Leute bei seinem Einzug in Jerusalem, über den Verrat durch Judas, bis hin zu seinem Leiden und Sterben – überall begegnen uns in den Evangelien Personen, mit denen wir uns auch heute noch identifizieren können. So ist unser Leben. Manchmal sind wir wie die Frau mit dem Nardenöl, die Jesus die Füße salbt, manchmal seine ängstlichen Freunde, und leider manchmal auch der Verräter.
Vielleicht erleben Sie ja gerade eine solche Zeit: eine Zeit der Prüfung, weil Sie nicht wissen, wie Sie mit den Herausforderungen des Lebens umgehen sollen, seien diese eine Krankheit, berufliche Schwierigkeiten, familiäre Probleme oder anderer Art. Vielleicht haben Sie ihrer Schwäche nachgegeben.
Nun bleibt das Evangelium Gott sei Dank nicht an Karfreitag stehen! Die Botschaft der Heiligen Woche ist eine die Grenzen sprengende: was wir nicht vermögen, nämlich aus unserer Unzulänglichkeit auszubrechen und aus unserer Sündhaftigkeit zu entfliehen, das gelingt Jesus, der, selber vollkommen und sündenfrei, den Tod endgültig nicht nur für sich, sondern für uns alle besiegt hat. Seine Auferstehung zeigt uns, wie sehr er uns liebt, dass wir trotz unserer Schwäche von Gott gewollt sind und wir uns nicht entmutigen lassen dürfen, wenn wir einmal schwarz sehen und keinen Sinn mehr in unseren Aktionen oder gar unserem Glauben entdecken können.
Einen schwärzeren Tag als den Todestag Jesu hat die Welt nie gesehen und wird ihn auch nie sehen. Gleichzeitig jedoch ist dieser Tag ein Tag der Hoffnung, denn im Gekreuzigten dürfen wir als nachösterliche Menschen doch auch immer in Gewißheit sehen, dass durch den Tod Jesu der Tod bezwungen wurde und das Leben gesiegt hat. In diesem Wissen dürfen auch wir unsere schwarzen Tage zu Füßen des Kreuzes legen und durch Christus, den Auferstandenen, mitverwandeln lassen in das Licht, das er uns schenkt.
Keine Krankheit, kein Streit, kein Ärger, keine Sünde kann uns das wegnehmen: Jesus lebt, mit ihm auch ich. Frohe Ostern!
Ihr
Pfarrer Alhard-Mauritz Snethlage
