Die Zeit ist stehen geblieben! Zumindest an der Turmuhr unserer Heilig-Geist-Kirche. Seit ich hier bin, steht sie. Keine Minute ist sie vorgerückt. Doch die sechs Jahre, die wir hier sind, sind so schnell vergangen, kaum ein Moment Stillstand.
Ich erinnere mich noch gut, wie wir im März 2013 hier angekommen sind und die Einreise eine kleine Ewigkeit gedauert hat. Die wartenden Vorstandsmitglieder am Flughafenausgang dachten schon, wir hätten es uns anders überlegt und seien in Deutschland geblieben.
Der erste Schultag unserer Tochter Zirka an der Schweizer Schule. Man hatte uns den Weg genau erklärt, aber dabei vergessen, dass die Eje 6 morgens zwischen 6 und 9 Uhr nur in Gegenrichtung befahren werden kann. Wir sind fast verzweifelt bis wir endlich dort waren.
Die ersten Reisen in die Inlandsgemeinden, die ersten Trauungen an versteckten Orten, die ersten Erfahrungen mit dem Verkehr. Das erste Mal bei Migración, der erste Versuch, ein Bankkonto zu eröffnen. Die erste Einladung an einem Freitagabend, mit „Party im Stau“. Die erste Klausur des Kirchenvorstandes, bei der KinderBibelTage und Familiengottesdienste beschlossen wurden.
Es ist viel passiert seitdem. Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Es waren volle Jahre, prall gefüllt. Manchmal bis zum Anschlag. Es waren gute Jahre für uns als Familie. Insgesamt. Wir haben viel Schönes erlebt und erfahren dürfen. Vor allem in dieser wunderbaren Gemeinde. Oft hatten wir den Eindruck, hier „richtig“ zu sein. Aber, natürlich passierte auch manches andere, der Einbruch ins Pfarrhaus zum Beispiel.
Viele Menschen haben wir kennengelernt. Wunderbare Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben mit uns in dieser Gemeinde angepackt. Manche sind schon wieder weitergezogen, viele werden bleiben. Nicht jedem kann man es recht machen und nicht immer für jede/n da sein, auch wenn man es gerne möchte. Manche/n habe ich auch verletzt oder sie/ihn falsch behandelt. Dafür kann ich nur aufrichtig um Vergebung bitten.
Die Zeit ist nicht stehengeblieben. Das merken wir auch daran, dass nun beide Töchter in Deutschland leben. Chaka in Mannheim und Sirka hat hier an der Schweizer Schule Abitur gemacht und nun schon Abschied genommen, von Mexiko, von der Zeit hier, von ihrem Zuhause.
Und nun ziehen auch wir weiter. Marcia und ich. Nach Hannover uns manches Mal nach Afrika. Und sind froh, dass die zeit nicht stehengeblieben ist. Dass so viel passiert ist. Dass wir so viel erleben konnten. Dass diese Gemeinde so lebendig ist und so offen und herzlich. Und wünschen ihr und Ihnen und Euch nur das beste. Vor allem aber, dass auch jetzt die Zeit nicht stehen bleibt, dass es weiter geht, gut und spannend. Neue Ideen, andere Menschen. Viel Freude und pralles Leben!
Adiós
Ihr/Euer
Marc Reusch