Durch die Zentralstelle für das Auslandschulwesen (ZfA), die beim Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten angesiedelt ist, werden weltweit 140 Deutsche Auslandsschulen finanziell und personell unterstützt. An vielen dieser Schulen kann man einen deutschen Schulabschluss erwerben, was der einfachste Weg zu einem der begehrten Studienplätze in Deutschland ist. Das Auswärtige Amt zählt das Auslandsschulwesen zu seinen zentralen Aufgaben: „Die Deutschen Auslandsschulen sind Orte des interkulturellen Dialogs und besonders geeignet, Schülerinnen und Schüler verschiedener Kulturkreise auf eine gemeinsame Zukunft vorzubereiten.“ Von den 85.000 weltweit betreuten Schülern sind 60.000 nicht-deutscher Herkunft. Rund 2.000 aus Deutschland vermittelte Lehrkräfte bereiten die Kinder auf eine mögliche Zukunft in Deutschland vor. In Zeiten des Fachkräftemangels kommt diesen Einrichtungen eine zunehmende Bedeutung zu.

Ähnlich sieht die Situation bei den deutschsprachigen Nachbarländern aus: die Schweiz unterhält im Ausland 18 Schulen mit 7.500 Schülern – Österreich sieben Schulen. In Mexiko, das geschichtlich bedingt sehr eng mit der deutschen Kultur verbunden ist, gibt es gleich neun deutschsprachige Auslandschulen: drei deutsche Schulen in Mexiko-Stadt, je eine in Puebla und Guadalajara, eine Schweizerschule in der Hauptstadt, in Querétaro und Cuernavaca und eine Österreichische Schule in Querétaro. Das heißt, dass schätzungsweise 5.000 Schülerinnen und Schüler in Mexiko mit deutscher Sprache und Kultur in Berührung kommen.

Wer in Mexiko eine qualitativ hochwertige Ausbildung für seine Kinder sucht, ist entweder auf konfessionelle Einrichtungen angewiesen oder versucht sein Glück an einer ausländischen Schule. Das mag ein Grund sein, warum die deutschsprachigen Auslandsschulen in Mexiko ein betont säkulares Image pflegen. Man spekuliert auf die wohlhabende Klientel, die ihre Kinder aus verschiedensten Gründen nicht auf eine katholische Schule schicken wollen – ein einträgliches Geschäftsmodell offensichtlich.

Die deutsche Gemeinde St. Thomas Morus in Mexiko-Stadt war schon in den vergangenen Jahrzehnten eine gesuchte Adresse für die Erstkommunion- und Firmvorbereitung. Die aus Deutschland entsandten Pfarrer waren offensichtlich religionspädagogisch sensibel, ein Feld, das in der einheimischen Pastoraltheologie erst langsam an Bedeutung gewinnt.

Der Deutschen Seelsorge in Mexiko ist es in den letzten Jahren gelungen, verstärkt Familien für die deutschsprachige Sakramentenvorbereitung in den verschiedenen Städten zu gewinnen. Bedingung ist, dass die Kinder Deutsch lernen, bereit sind, die deutschsprachigen Gottesdienste zu besuchen und ihre Erstkommunion bzw. Firmung in dieser Sprache zu feiern.
Dementsprechend waren die muttersprachlichen Kinder bei den Firmfeiern im März 2023 mit Weihbischof Matthias König in der Minderheit. Von den 29 Kindern in zwei Städten hatte nur der kleinere Teil deutsche Eltern, andere stammen aus mexikanischen Familien, die schon seit Generationen die deutschen Schulen besuchen.

Die nächste Besonderheit: In Mexiko können die Kinder je nach Diözese die Firmung bereits ab einem Alter von sieben Jahren empfangen, die Erstkommunion entsprechend später. Das macht natürlich auch eine andere Akzentuierung bei der Vorbereitung nötig. Der Schwerpunkt lag bei den jüngeren Kinder auf der Vollendung der Taufe in der Firmung. Das, was in der Taufe begonnen hat – ein Leben als Kind Gottes, soll jetzt verstärkt, besiegelt und gefeiert werden. Die Kirche heißt die jungen Christen willkommen und lädt sie zu einem Leben in der Gemeinschaft mit Gott und den Gläubigen ein. Papst Benedikt XVI. hatte seinerzeit angeregt, über die Wiederherstellung der ursprünglichen Abfolge der Initiationssakramente nachzudenken.

Die mexikanischen Kinder und Jugendlichen sind wie selbstverständlich in der dominanten Eventkultur zuhause. Nach der Bedeutung von Gott in ihrem Leben befragt, geben sie wie die meisten ihrer deutschen Altersgenossen zur Antwort, dass Gott einem viele schöne Erlebnisse im Leben ermögliche. Die Erfahrung von Sinn und Zugehörigkeit geschieht in erster Linie über das Erlebnis sinnlich ansprechender Momente im Leben, die dann nach Möglichkeit einen Nachhall in den sozialen Medien finden.

Sehr geschickt wußte Weihbischof König diese Tendenz in seinen Ansprachen aufzugreifen: Gott setzt sein Like unter den Beitrag deines Lebens. Wichtiger als unendlich viele Follower zu haben, sei es Gott zu folgen.
Es ist nach wie vor eine faszinierende Aufgabe, junge Menschen mit der Welt des Glaubens in Kontakt zu bringen. Das sieht auch der Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz für die Auslandsgemeinden so. Sonst wäre es ihm nicht zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren gelungen, in Mexiko sehr berührende Firmgottesdienste zu feiern, die Deutsche und Mexikaner gleichermaßen angesprochen haben. Bei allen kulturellen Unterschieden bleibt der Mensch doch ein Individuum, das auf persönlichen Zuspruch angewiesen ist.
Mathias Faustmann
